Wie zieht man sein Kind am besten an, wenn das Thermometer morgens -16°C anzeigt und die Klasse gleich in der ersten Stunde Schlittschuhlaufen geht?
Besonders schwierig ist die Wahl der richtigen Bekleidung, wenn die Temperaturen stark schwanken, dies kann schon mal binnen kurzer Zeit bis zu 20 ° C ausmachen. Wenn die Temperaturen während einer Nacht von -22°C auf wenige Minus-grade oder gar wärmer steigen, so sind andere Kleider gefragt als bei starkem Frost.
Kinder im Winter richtig anziehen
Am besten viele Schichten nach dem Zwiebelprinzip, aber was genau? Da sich trotz kalter Winter auch die finnischen Eltern manchmal schwer tun, hat eine Kindertagesstätte folgendes Plakat zur Orientierung aufgehängt.
Das Bild zeigt ein Thermometer und nebenan die der Temperatur angemessene Bekleidung.
Bei -10 C werden 3 Schichten Kleidung empfohlen. Lange Unterwäsche, z.B. aus Wolle oder Thermomaterial, darüber eine wärmende Schicht, Wolle oder Fleece. Als oberste Schicht kommt gefütterte Winterkleidung, die Feuchtigkeit- und Wind-abweisend ist. Wollsocken, eine Schalmütze, die auch den Hals wärmt und rundum gut abschließt sind ebenso wichtig wie warme Handschuhe, die über dünne Wollhandschuhe gezogen werden. Fäustlinge sind im Übrigen deutlich wärmer als Fingerhandschuhe.
Die Kleidung sollte nicht zu klein sein, da sie sonst nicht wärmt und die Temperatur des Kindes sollte regelmäßig überprüft werden. Bei kalten Händen und Füssen sollte mehr angezogen werden. Ei
n genauso großes Problem wie zu dünn angezogene Kinder, sind zu warm eingepackte. Anders als Erwachsene, bewegen sich die Kinder viel und schwitzen daher auch leichter. Das Schwitzen kann ein Auskühlen zur Folge haben, was natürlich sehr ungünstig ist.
Natürlich gibt es individuelle Unterschiede im Kälte-und Wärme-empfinden bei Kindern und Erwachsenen, aber zur groben Orientierung ist das Bild wirklich hilfreich.
Bei jedem Wetter raus zum Spielen – in Finnland selbstverständlich
Während man in Mitteleuropa nicht selten auch bei niedrigen Temperaturen im Winter Kinder ohne adäquate Kleidung sieht – ohne Mützen, Handschuhe usw. – sind in Finnland die Kinder stets den Wetterverhältnissen angepasst gekleidet.
Die liegt auch an der grundlegenden Einstellung, dass man mit Kindern bei jedem Wetter raus geht. Lange bevor in Deutschland jemand was von Matschhosen überhaupt gehört hatte, waren diese in den nordischen Ländern bereits selbstverständlich. Nicht umsonst kommen die besten Outdoor Kinderkleider noch immer aus den skandinavischen Ländern. Das zweckmäßigste und praktischste Kleidungsstück in Finnland ist ein Haalari – ein Overall.
Haalari – mit Overall stets warm und trocken eingepackt
Eines der wichtigsten und am häufigsten verwendeten Outdoor-Kleidungsstücke bei finnischen Kindern ist ein Overall. Ob in der Übergangszeit, bei Regen oder im Winter, für jede Wetterlage gibt es den richtigen Haalari, gefüttert, mit herausnehmbarem Futter, als Regenanzug oder aus Wolle für drunter. Sogar in der Schule tragen die Kinder noch Haalaris, die sie schnell an- und ausziehen können.
Die Finnen sind doch bestimmt an die KÄlte gewöhnt und abgehärtet?
Eigentlich könnte man meinen, dass ein Volk im Norden Europas doch an die kalten Winter gewöhnt sein müsste… Die Wahrheit ist ja – und nein.
In Finnland ist es eher üblich, sich draußen wärmer zu kleiden als in anderen Ländern, dafür sind die Innenräume sehr kuschelig warm geheizt und dort trägt man nur dünne Kleidung. Im Winter packen sich die Finnen sehr warm ein, Handschuhe, Mützen, dicke Schals, warme Hosen… Dafür halten sie es dann auch draußen aus, und gehen anschließend in ihre zentralgeheizten Wohnungen zum Aufwärmen. Die Innenräume sind teilweise so warm geheizt, dass man dort barfuß und in dünner Kleidung ist, kein Vergleich zu Mitteleuropa, wo man gerne beim Heizen spart und eher einen dicken Pullover und Wollsocken anzieht. Also so richtig abgehärtet ist das nicht…
Näin saat lapsen pukeutumaan lämpimästi – ehkä (Helsingin Sanomat 10.1.2016)
Suomalaisten kylmänkestävyys on myytti (Helsingin Sanomat 7.2.2016)