P1120219

Pisa-Studie: Finnland 2016

PISA – das sind seit dem Jahre 2000 in dreijährigem Turnus stattfindende internationale Schulleistungsuntersuchungen. Im Fokus stehen die Lesekompetenz, die mathematische Kompetenz und die naturwissenschaftliche Grundbildung der 15-jährigen im Mittelpunkt. Bei jedem Durchgang wird einer der Bereiche vertieft untersucht.

Finnland und PISA

Seit Finnland bei der ersten Pisa-Studie 2001 den ersten Platz belegte, stand das Bildungssystem des nordischen Landes stark im internationalen Fokus. Unzählige Delegationen aus aller Welt pilgerten nach Finnland um das Geheimnis des finnischen Erfolges zu ergründen. Vor allem interessierte die Gäste, mit welchen Methoden die guten Ergebnisse erzielt wurden. Die ebenfalls gut platzierten asiatischen Länder schienen von ihrem enormen Leistungsdrill her weniger als Vorbild herhalten zu können.

Seit 2006 haben die Leistungen der finnischen Schüler zwar kontinuierlich nachgelassen, dennoch stehen sie gut da. Um den neuen Tendenzen entgegenzuwirken, wurde bereits die Weiterbildung der Lehrkräfte verstärkt.

IMG_8744Pisa 2016

Zuletzt nahmen 72 Länder an der Studie teil. Bei den Tests, die im Jahr 2015 liefen, belegte Finnland den 4. Platz mit Estland und Kanada. In Finnland nahmen 6000 SchülerInnen teil.

Während vor zehn Jahren die soziale Herkunft in Finnland, anders als in vielen andren OECD-Ländern, keine Rolle bei den Leistungsuntersuchungen zeigte, ist dies in den neuesten Erhebung deutlich sichtbar geworden. Auch regionale Unterschiede haben zugenommen. Die Schüler aus Helsinki und Umland schneiden besser ab, als SchülerInnen aus den ländlicheren Regionen.

Besonders fällt auf, dass in Finnland der Unterschied zwischen Mädchen und Jungen stark gewachsen sind. Während Mädchen innerhalb der OECD-Länder den zweiten Platz belegen, landen die Jungen nur auf Platz 10. Bei keinem anderen an der Studie beteiligten Land, war der Unterschied so groß.

Obwohl nur wenige hundert Kinder mit Migrationshintergrund 2015 teilgenommen haben, profitieren sie von dem Schulsystem und haben sich verbessert.

klassenzimmer 1cWas ist an finnischen Schulen anders?

  • wenig oder kaum Hausaufgaben
  • lange Pausen
  • weniger Unterrichtsstunden als in Deutschland und den meisten anderen Ländern
  • viele Ausflüge und Projekte
  • viel Raum für soziales Miteinander der Kinder untereinander
  • starker Fokus auf Wohlbefinden und Glücklichsein

Aber wie kann man damit internationale Bildungstests gewinnen?

Wohlfühlen statt Leistungsdruck

Eine Grundannahme im finnischen Schulsystem ist, dass nur glückliche, gesunde und ausgeglichene Kinder gut lernen können. Daher nützt ein vollgepackter Schultag und anschließend Hausaufgaben nach dieser Sichtweise nicht weiter. Kinder können nicht pausenlos intellektuellen Leistungen abverlangt werden, da diese auch nicht mehr aufgenommen werden. Wenn sie sich dagegen wohlfühlen, können die Kinder sich finden und alles erreichen was sie später machen möchten.

Der neue Lehrplan

Der neue  Lehrplan für die finnischen Schulen ist vielseitig und lässt viel Gestaltungsfreiraum. Das Ziel ist es einzelne Fächer viel stärker miteinander zu vernetzen und praktische und fächerübergreifende Projekte zu machen.

Schulessen und Gesundheitsvorsorge in den Schulen

Auch auf die Ernährung der Kinder wird wert gelegt. Ein hungriges Kind wird nicht gut lernen können, daher gibt es in der Schule ein kostenloses gemeinsames Mittagessen.

In Finnland setzt man eher auf die Kreativität und Individualität jedes einzelnen Kindes. Kinder dürfen experimentieren, mitbestimmen und haben viele Freiräume um untereinander soziale Fähigkeiten zu lernen.

erwartungen der Eltern in Finnland

Anders als in Deutschland, geht es Finnland den Eltern nicht von Anfang an um das Bestehen des Abitures. Eltern in Finnland haben ein sehr großes Vertrauen in die Lehrer und die Schulen. Sie Viel Raum zum Spielen, gute Zeit in der Schule

Weitere Infos

 

PISA-Studien-Wikipedia

SPIEGEL Artikel: Deutsche Pisa Ergebnisse 2016

YLE: Uudet Pisa-tulokset: Suomen tytöt maailman toiseksi parhaita, vaikka ei edes huvita

Jyväskylän Yliopisto: PISA – Suomen menestystarina

Opetus- ja kulttuuriministeriö: PISA 2015

P1120039

Finnland – wir kommen schon bald wieder !

Rückblick und Vorblick

Nach wunderschönen, ruhigen und erholsamen Sommerferien im Sommerhaus und in Helsinki sind wir gut ins neue Schuljahr in Deutschland gestartet. Mittlerweile hat sich gut alle eingespielt, die Erstklässlerin gewöhnt sich auch so langsam an den neuen Schulalltag und der Jüngste merkt, dass er auch ohne große Schwester bestens im Kindergarten zurecht kommt.

Schon seit einiger Zeit treiben wir Eltern uns mit dem Gedanken umher, ob – und wenn ja – wann, wir möglicherweise wieder einen längeren Aufenthalt in Helsinki einplanen. Als ein günstiger Zeitraum kristallisierte sich die Zeit nach Weihnachten 2016/17 hervor, keine Einschulung, keine Klassenfahrt, keine anderen wichtigen Feiern oder Ereignisse, die die Kinder nicht verpassen sollten.

In zwei Ländern zuhause – Fluch und Segen zugleich

Apropos verpassen…

Viele Gedanken haben wir uns darüber gemacht, ob es den Kindern schadet, wenn sie durch einen Auslandsaufenthalt in Deutschland was verpassen sollten, welche Bedeutung man welchen Dingen beimisst, usw. Wir haben kritisch hinterfragt, aus welchem Motiv  heraus wir die Entscheidungen treffen, ob es aus der Perspektive jedes Kindes eine sinnvolle Aktion ist. Wir sind rasch zu dem Ergebnis gekommen, dass man, um etwas anderes zu erleben, immer auch woanders etwas verpasst, nie überall gleichzeitig sein kann, und ein Optimieren nur bis zu einem gewissen Grad möglich ist. Für uns stellte sich auch die Frage, ob ist es überhaupt schlimm sei, zuhause etwas zu verpassen, oder ob die Bereicherung durch die wachsende Verbundenheit zu Finnland und die vielen bewegenden Erlebnisse überwiegen? Für uns ist es ein eindeutiges: ja! Für unsere Umgebung ist das allerdings nicht unbedingt alles so nachvollziehbar.

Reaktionen

Die Reaktionen auf unser Vorhaben sind sehr unterschiedlich. Viele sind sehr interessiert und finden es toll, manche reagieren verwundert oder gar verunsichert. Oft werden wir gefragt, wie so ein Auslandsaufenthalt mit schulpflichtigen Kindern überhaupt möglich ist. Da die Kinder in Helsinki eine entsprechende (Waldorf-) Schule besuchen, verpassen sie zwar bestimmte Unterrichtsinhalte, erfahren dafür aber andere. Sie haben mittlerweile gute Kontakte zu ihren Klassen und Mitschülern dort aufgebaut, werden erwartet, herzlich aufgenommen und gehören dazu. Auch wenn viele Faktoren am finnischen Schulsystem sehr fortschrittlich erscheinen und auch unsere Erfahrungen durchweg sehr positiv sind, ist der Aufenthalt dort kein Entfliehen vor Themen des normalen (Schul-) Alltags in Deutschland, sondern ein zusätzlicher Erfahrungsschatz, der den Kindern zeigt, wie unterschiedlich man Dinge machen kann. Selten gibt es im Leben irgendwo den Ort oder das Land wo alles am besten ist. Es sind vielmehr die verschiedensten Faktoren, die hier oder dort gut sein können und dies ist aus den unterschiedlichsten kulturellen, geographischen oder sonstigen Faktoren begründet. Ganz nebenbei lernen die Kinder Finnisch, lernen sich in neuen Situationen, in einer „fremden“ Sprache, einer unbekannten Klassengemeinschaft zurecht zu finden, entwickeln das Vertrauen wundervoll angenommen zu werden und verbinden sich durch die positiven Erlebnisse emotional mit Land in einer Weise, wie man es anders kaum schaffen könnte. Also, nicht Träumen, sondern los!


P1120096

Das finnische Schulsystem & Waldorfschulen in Finnland

Der Aufbau des finnischen Bildungssystems

Das finnische Schul- und Bildungssystem ist durch die außergewöhnlichen Pisa Ergebnisse bekannt geworden. Und in der Tat ist das Schulsystem von Grund her ganz anderes organisiert als z.B. das Deutsche. Es ist folgendermaßen aufgebaut:

Vorschule
Grundlegender Unterricht (Dauer 9 Jahre & freiwilliges 10. Jahr)

Grundschule 1.- 6. Klasse

Oberstufe 7.- 9. Klasse

Gymnasiale Oberstufe (Dauer 2-4 Jahre) oder berufliche Ausbildung
Fachhochschulen/Hochschulen/Universitäten

Koulu

Quelle: http://wikis.zum.de/zum/Finnland

Seit Herbst 2015 ist die Vorschule (Esikoulu) für alle in Kinder verpflichtend, die im darauffolgenden Jahr schulpflichtig, also 7 Jahre alt, werden. Die Vorschule ist ein sehr spielerisches und lockeres heranführen an Schule. In dem Kalenderjahr, in dem die Kinder sieben Jahre alt werden, kommen sie in die 1. Klasse.

Die Gesamtschule 1.-9. Klasse (Peruskoulu)  ist in eine Unter- und Oberstufe unterteilt. Diese sind, außer in den großen Städten, meist räumlich voneinander getrennt. Dieser grundlegende Unterricht wird wohnortnah angeboten und die Schule kann frei gewählt werden. Die meisten Eltern wählen die nächstgelegene Schule für ihre Kinder.

9 Jahre lang durchlaufen alle einen grundlegenden Unterricht in einer Art Gesamtschule. Die ersten 6 Jahre werden die Kinder hauptsächlich vom Klassenlehrer unterrichtet, in der der Oberstufe (7.-9. Klasse) von Fachlehrern. Alle Schulmaterialien sind kostenlos und auch der Transport zur Schule, falls erforderlich. Alle Kinder erhalten ein kostenloses warmes Mittagessen in der Schule. Nach Beendigung der 9.Klasse ist die Schulpflicht erfüllt und mit dem Zeugnis können sich die Schüler bewerben.

Nach der Gesamtschulzeit hat man verschiedene Möglichkeiten. Die einen machen eine berufliche Ausbildung und ein großer Teil geht in eine gymnasiale Oberstufe (Lukio), die in Kursform aufgebaut ist. Eine bestimmte Anzahl von Kursen muss absolviert werden, bevor man an den zentralen Abiturprüfungen teilnehmen kann. Man kann sich für diese gymnasiale Oberstufe 2-4 Jahre Zeit nehmen. Die Abiturprüfungen finden zweimal jährlich statt. Hat man ein Fach nicht bestanden, oder möchte man in einem bereits bestandenen Fach seine Note verbessern, kann man es beim nächsten mal wiederholen. Ein Großteil der Schüler macht Abitur in Finnland. Die Abiturienten erhalten die auf dem Titelbild gezeigte Abitur oder Studentenmütze, die einmal jährlich an Vappu, dem 1. Mai getragen wird.

Danach kann man sich entweder für einen Studienplatz an den Universitäten oder den Fachhochschulen bewerben. Diese haben Aufnahmeprüfungen und können frei über die Aufnahme der Studenten entscheiden.

Was ist anders an finnischer Schulen?

Förderung statt Selektion

Der Grundgedanke des finnischen Schulsystems ist nicht eine frühzeitige Selektion, sondern eine Förderung aller Kinder. Das System steht für eine große Chancengleichheit, da allen Kindern, egal welcher Muttersprache, welcher Herkunft oder mit welchen sonstigen Voraussetzungen, die gleichen Möglichkeiten gegeben werden sollen. So findet in den Schulen (private Nachhilfe gibt es nicht) eine Förderung statt, die Kindern mit besonderen Bedürfnissen und Lern- oder Verhaltensstörungen zugute kommt. Dies geschieht ohne Ausgrenzung, da die Kinder im normalen Klassenverband verbleiben und nur für bestimmte Stunden von speziellen Förderlehrern in Kleingruppen unterrichtet werden. Außerdem gibt es in jeder Schule einen Beratungslehrer und eine Schulkrankenschwester. Diese Personen sind wichtige Ansprechpartner für die Kinder und tragen zum Wohlbefinden der Kinder bei.

Kinder mit nicht ausreichenden Finnisch oder Schwedisch (zweite offizielle Landessprache) Kenntnissen erhalten zusätzlichen Unterricht in einer der Sprachen und werden erst mit ausreichenden Sprachkenntnissen in eine normale Klasse integriert.

Zentraler Lehrplan – Gestaltungsfreiheit in den Schulen

Die vom Ministerium entwickelten Lehrpläne stellen die Grundlage für den Unterricht im ganzen Lande dar und die Gemeinden sind verpflichtet den Unterricht zu organisieren. Trotzdem ist jede Schule in der Umsetzung sehr frei, da nur die Rahmen festgelegt sin, nicht aber die Details. Das gibt Spielräume z.B. für die verschiedenste Umsetzung. Die Lehrer sind sehr gut ausgebildet und genießen ein hohes Ansehen in der Gesellschaft.

Hoher Stellenwert von Bildung und Kultur

Bildung und Kultur genießen einen hohen Stellenwert in Finnland und es gibt eine richtige Lesetradition. Das wird zusätzlich durch die erstklassig ausgestatteten und kostenfreien Bibliotheken gefördert. Überhaupt ist das kulturelle Angebot für Kinder sehr groß. Auch ist es in Finnland sehr üblich, dass sich Erwachsene auch nach Jahren im Berufsleben intensiv fortbilden. Gesellschaftlich gibt es ein hohes Maß an Vertrauen in die Lehrer und das gesamte Schulsystem.

Viel Fremdsprachenunterricht

Eine Besonderheit des finnischen Schulsystems ist auch der umfangreiche Fremdsprachenunterricht. Da Eltern sehr viel Wert darauf legen, dass ihre Kinder frühzeitig mit dem Lernen einer anderen Sprache, meist Englisch, Schwedisch oder Deutsch beginnen, wird dieser meist mit der ersten Sprache schon in der ersten Klasse begonnen und  die anderen folgen dann.

Waldorfschulen in Finnland

P11200831955 wurde in Helsinki die erste Waldorfschule in Finnland gegründet. Heute gibt es 26 Waldorfschulen und um die 40 Kindergärten auf das ganze Land verteilt. Alleine im Großraum Helsinki, Vantaa und Espoo sind es 4 Schulen.

Die Helsingin Rudolf Steiner -koulu hat sowohl einen finnisch-, als auch einen schwedischsprachigen Zweig. Sie umfasst auch Vorschulklassen und Abiturklassen. Der finnische Schulzweig ist auf zwei nahebeieinander liegende Standorte (A & C Schule) verteilt, ca.600 Kinder werden in 30 Klassen unterrichtet.

P1120221Waldorfschulen sind in Finnland, wie alle anderen Schulen auch, an den staatlichen Lehrplan gebunden. Da dieser aber sehr flexibel ist und gewisse Inhalte z.B. für die erste/zweite Klasse oder dritte/vierte Klasse vorgesehen sind, besteht eine gewisse Freiheit, in der pädagogischen Umsetzung allemal. Jüngst hat sich ein Arbeitsgruppe damit auseinandergesetzt, auf Grundlage des Waldorf-Lehrplans und des stattlichen finnischen Lehrplans, einen neuen Lehrplan für die finnischen Waldorfschulen zu erarbeiten.

Obwohl es das staatliche Ziel war und ist das öffentliche Schulsystem gesellschaftlich zu verankern und das System nicht durch alternative Schulen zu zersplittern, haben die Waldorfschulen in Finnland einen anerkannten Status, erhalten damit volle Finanzierung. Da Grundbildung in Finnland kostenlos sein muss, dürfen Schulen, auch anerkannte Privatschulen, kein Schulgeld erheben. Freiwillige Elternbeiträge werden von den Schulen in unterschiedlicher Höhe erbeten, um die zusätzlichen waldorfspezifischen Angebote zu finanzieren.

Resümee

Insgesamt investiert Finnland eine Menge in sein Bildungssystem und sieht dies als seine Chance, als kleines Land international wettbewerbsfähig und interessant zu sein. Tatsächlich ist es ihnen auch gelungen, die Schüler schneiden zum Beispiel bei Pisa gut ab und die Universitäten erreichen in internationalen Rankings ganz gute Plätze. Aber auch auf der Ebene des Einzelnen profitieren natürlich viele Kinder und Familien.

Kritiker sagen aber auch, dass die Finnen zu gut ausgebildet wären und das Potenzial gar nicht nutzen würden. Wenn man mit Deutschland vergleicht erscheint einem die Schulwelt hier sehr in Ordnung zu sein. Aufgrund der anhaltenden Wirtschaftsrezession in Finnland, werden in naher Zukunft auch die Bildungsausgaben reduziert werden müssen. Gerade wird das Thema hier sehr heftig diskutiert, ob Finnland nicht an seinen ursprünglichen, auch gesellschaftspolitisch sehr wichtigen Ziele festhalten sollte. Gerade um die aktuell auch in Finnland stark angestiegene Einwanderung positiv zu bewältigen, ist ein intensives Förderungs- und Integrationsprogramm sicher ein großer Vorteil.

P1110904

Kinderblog :
Was ist anders in der finnischen Schule?

Nach unseren kurzen Ferien hat die Schule in Finnland Anfang August auch für uns angefangen. Ich schreibe, wie es in der 6. Klasse ist und welche Unterschiede es zu Deutschland gibt.

P1120219Nach ein paar Tagen gab es immer noch fasst keine Hausaufgaben, außer: „bring mal deine Flöte mit“, oder „bring doch dein Federmäppchen mit“. Mittlerweile gibt es ab und zu kleinere Hausaufgaben, meist aus den Sprachen Deutsch, Englisch  und Schwedisch. Die Epochenhefte werden in der Schule geführt und die meisten Schulsachen wie Flöte, Stifte, Hefte und Bücher bleiben in der Schule und werden nicht jeden Tag nach Hause mitgenommen. Im Klassenzimmer hat jeder Schüler einen Einzeltisch (pulpetti). Die Tischplatte kann man aufklappen und darunter in dem Fach seine Sachen aufbewahren.

Im Hauptunterricht wird oft nach dem Morgenspruch direkt über die Epocheninhalte gesprochen und Hefteinträge gemacht. Danach gibt es manchmal Bewegungsspiele in der Sporthalle oder kleine Ausflüge z.B. mit der 1. Klasse, deren Paten wir sind. Überhaupt wird viel gebastelt und öfters Ausflüge (Wald, Kletterpark, Klassenspiel) gemacht, insgesamt ist es lockerer in der Schule. Die Kinder gehen viel friedlicher miteinander um und spielen alle zusammen auf dem Pausenhof. In der Schule, so kommt es mir vor, sind mehr Mädchen als Jungs.

P1120216In den Sprachen haben wir Schulbücher bekommen. Kleinere Vokabel- oder Verbentests gab es auch schon. Am Ende der Epochen gibt es einen Abschluss, z.B. in Form eines Aufsatzes, einer Gruppenarbeit, eines Tests oder einer Projektarbeit. Auch schreibt nach jeder Epoche der Schüler eine Selbstbewertung in einen Bogen, anschließend schreibt die Lehrerin etwas dazu. Diese Bewertungen werden in einem Schnellhefter gesammelt und für die Eltern mit nach Hause genommen. Auch die Hefte schaut sich die Lehrerin direkt nach Abschluss der Epoche durch und schreibt einen kleinen Kommentar als Rückmeldung. Anders als in Deutschland, sind die Epochen hier viel länger, ca. 5-6 Wochen. Bisher hatten wir Geometrie, Pflanzenkunde und aktuell haben wir Erdkunde Epoche.

In Finnland geht die ganze Klasse zusammen in der Schulmensa Mittags essen. Jede Klassenstufe hat eine feste Zeit und einen eigenen Tisch bzw. Tische. Zum Hauptgericht gibt es noch Knäckebrot mit Butter dazu. Einmal in der Woche gibt es Suppe und zusätzlich noch Ruisleipä (finnisches Roggenbrot) mit Gurken. Später am frühen Nachmittag gibt es eine weitere kleine Essenspause, in der sich die Schüler z.B. ein belegtes Brot, eine Pirogge, einen Tee, einen Soja Kakao oder Orangensaft, einen Riegel oder einen Apfel oder eine Banane kaufen können, oder ein mitgebachtes Vesper essen können.

P1120222Hier in Finnland wird nicht so wie in Deutschland der Erwachsenen mit Herr oder Frau angesprochen, sondern man spricht auch die Lehrer mit Vornamen an und duzt sie. Außerdem gibt es keine Schulglocke. Im Schulgebäude ziehen alle ihre Schuhe aus, im Erdgeschoß sind extra Garderoben.

Was auch noch ganz anders als in Deutschland ist, ist das mit den Handys. Die meisten Schüler haben ein eigenes Handy, auch schon in den unteren Klassen. In unserer Schule hier wird das sehr locker gehandhabt, Schüler dürfen sogar ihre Telefone verwenden, um z.B. für einen späteren Hefteintrag Fotos von der Tafel zu machen oder bei Ausflügen oder beim Orientierungslauf in Sport Bilder zu machen. Auch bei den Lehrern klingeln die Handys schon mal im Unterricht und sie sprechen dann sogar kurz. Wer allerdings die ganze Zeit mit seinem Telefon spielt oder damit stört, dem wird es für die restliche Tag abgenommen. In einer anderen Waldorfschule hier in der Nähe wird es anders gemacht. Dort werden die Telefone morgens in einen Korb eingesammelt und nach Schulschluss wieder ausgeteilt. Also ganz einheitlich ist es hier auch nicht.

Das Titelbild habe ich übrigens in einem freiwilligen Kunstkurs gemalt. Von der Schule werden an den Nachmittagen verschiedene Aktivitäten angeboten, an denen man teilnehmen kann, z.B. Sport, Kunst, Modellbau, Orchester und Tanz.

Mein Stundenplan:

Montag bis 12:00

HU, Rechnen und Musik.

Dienstag bis 15:00

HU, Doppelstunde Sport, Rechnen, Schwedisch und Finnisch 2 (für nicht Finnisch Muttersprachler).

Mittwoch bis 15:00

HU, Deutsch, Finnisch, Religion, Englisch und Musik.

Donnerstag bis  14:00

HU, Schwedisch, Finnisch und Kunst.

Freitag bis  14:00

HU, Doppelstunde Handwerken, Finnisch und Deutsch.

IMG_8744

KOULU ALKAA!
Der erste Schultag

Gestern war es nun soweit: die Kinder hatten ihren ersten Tag in der finnischen Schule. Da wir nicht so ganz sicher waren wann es losgeht, waren wir bereits früh da. Da waren wir aber die Ersten! IMG_8746Etwas später, wir saßen solange in der schönen Morgensonne, begann die Vorschule. Nach einem kurzen kennenlernen und Eisessen war dann nach einer Stunde schon wieder Schluss in der Vorschule.

Die Schule für die Größeren begann um 10 und dauerte 2 Stunden. Es wurden die Stundenpläne und andere Infos verteilt und die Kinder aßen – wie in Finnland üblich – gemeinsam in der Schulmensa zu Mittag. Danach waren alle glücklich und erleichtert über den herzlichen Empfang und den entspannten Einstieg.

Wir Eltern waren auch sehr erleichtert, dass unsere Kinder sich gleich wohlgefühlt haben. Schon am ersten Tag wurden erste Freundschaften geknüpft, Fragen gestellt… Besonders gefreut hat uns, dass ausgerechnet das unserer Kinder, welches auf das Projekt ‚Schulbesuch in Finnland‘ am kritischsten und gespanntesten reagierte, gleich einen Freund gefunden hat, der sich total begeistert um ihn kümmerte. Als die Lehrerein fragte, wer sich denn um den neuen Schüler kümmern möchte, meldete er sich prompt und nahm ab dann die Aufgabe sehr ernst. Beim Mittagessen in der Mensa wollte die Lehrerin fragen kommen, wie es dem deutschen Kind geht, da antwortete der finnische Junge prompt, sie brauche sich nicht erkundigen, alles wäre bestens. P1080336

Auf dem Pausenhof dauerte es wohl nicht lange, bis sich klassenübergreifende Fußball- und Versteckspiele entwickelten, und unsere Kinder vom ersten Tag mittendrin. Den Schulweg mit dem Bus wollten die Großen heute bereits alleine machen. Alles in allem übertrifft der Einstieg selbst unsere optimistischsten Erwartungen!

IMG_2654_klein

Reisevorbereitungen

Bis zu unserer Abreise ist zwar noch etwas Zeit, aber ich beginne bereits mit einigen Vorbereitungen und auch die Vorfreude ist da!

Dieses Mal reisen wir zum ersten Mal auf dem Seeweg nach Finnland, das alleine ist schon ein kleines Abendteuer mit vier Kindern. Wir sind aufgeregt, freuen uns, sind aber auch gespannt, da wir nicht so genau wissen, was genau auf uns zukommen wird. Jeder geht mit der Situation unterschiedlich um, der eine ist sehr gespannt, will alles genau wissen, der andere kann‘s kaum erwarten und möchte am liebsten gleich dorthin ziehen in ein Häuschen im Wald. Mal sehen, was wir alles erleben werden, auf jeden Fall werden es einmalige, fantastische, spannende und ereignisreiche Monate. Wir berichten hier aus unserem Alltag mit vier wunderbaren Kindern in Helsinki, der finnischen Schule, unseren Unternehmungen, den Wochenenden auf dem Lande in einer Hütte auf einer Insel am See – ja, Hütte am See – genauso wie man sich das vermutlich vorstellt, aber in echt doch kaum vorstellbar, ein Lebensgefühl, Naturgewalten pur, Birkenwald, Granitfelsen, Sauna, Sternenhimmel, Lagerfeuer, Pilze und Blaubeeren sammeln…

Warum das Ganze? Damit unsere Kinder ein wahres Gefühl für Land und Leute bekommen und die finnische Sprache richtig lernen. Das, so haben wir uns überlegt, können wir unseren Kindern am besten so ermöglichen, indem wir dort eine längere Zeit am Stück verbringen, Schule besuchen und viele Kontakte zu Gleichaltrigen knüpfen. Natürlich sind die alljährlichen Sommerferien auf der Sommerhütte wunderschön, und doch ermöglicht der Schulbesuch noch einmal ein viel intensiveres Kennenlernen des Landes. Wir sind gespannt, welche Kontakte und Erfahrungen sich ergeben werden, sicherlich viele Dinge, an die man sich für immer erinnern wird.