Nach den ersten anstrengenden Tagen der Orientierung und Eingewöhnung in Deutschland, sind wir nun nach einigen Wochen wieder einigermaßen eingelebt. Auch wenn nach Außen hin Normalität eingekehrt zu sein scheint, habe ich das Gefühl, dass die Erlebnisse von Finnland noch in uns allen „arbeiten und wirken“.
Seid ihr hier wieder gut angekommen? Erzähl dann ein anderes Mal mehr…
Ich hatte mal von einer Bloggerin gelesen, die eine Weltreise mit ihrer Familie gemacht hatte. Sie beschrieb, dass nach der Reise sie nur wenigen Menschen über ihre Erlebnisse sprechen konnte. Außer der häufig gestellten Frage, was der tollste Ort war, den sie besucht hatten, konnten die Menschen kaum verstehen, was sie wirklich erlebt hatten. Ein bisschen fühle ich mich auch so. Alle fragen, ob man gut wieder angekommen ist, aber wenn ich beginne zu erzählen, blocken viele das Gespräch recht schnell ab, die essentiellen Erlebnisse wollen nur wenige hören. Vielleicht ist es ja auch zu viel verlangt, aber erstaunlich finde ich schon, dass viele gar nichts hören wollen und gleich abwinken: naja, ist ja eh alles anders und kann man nicht nach hier übertragen. Dabei geht es mir ja gar nicht nur um ein Vergleichen mit den simplen Rückschlüssen wo ist was besser, sondern Ideen und Anregungen, die sicherlich nicht eins zu eins übernommen werden können und sollen, aber dennoch Impulse sein könnten Dinge zu hinterfragen.
Zwei Sprachen, zwei Pässe – Sehnsucht nach der Heimat
Die Kinder haben durch ihren familiären Hintergrund die Möglichkeit zweisprachig aufzuwachsen und zwei Länder zu kennen. Nach dem langen Aufenthalt in Finnland erleben sie nun auch das Gefühl von Sehnsucht und der Frage: was ist eigentlich Heimat? Dieses Gefühl ist Menschen, die in anderen Ländern verwurzelt sind, sicherlich nicht unbekannt. Man sehnt sich immer nach dem Land wo man gerade nicht ist, egal in welchem man gerade ist, man fühlt sich zwar bestens integriert und dazugehörig, ist aber immer etwas anders als die „Einheimischen“.
Diese Gefühl haben nun auch unsere Kinder kennengelernt und es macht sie etwas nachdenklich. Ständig werden sie gefragt, ob es schön ist wieder „Zuhause“ zu sein, ein Kind antwortete noch immer trotzig und beharrlich mit NEIN. Fast täglich kommt von einem der Kinder die Frage, warum wir nicht in Finnland geblieben sind. Die Kinder haben sich wohlgefühlt, da gab es für sie keinen Grund das Land zu wechseln. Das bedeutet nicht, dass sie sich hier in Deutschland nicht wohlgefühlt haben und auch wieder werden, aber es zeigt auch, wie schnell sich Kinder wo anders eingewöhnen und Finnland ihnen vertraut geworden ist.
Smalltalk & Servicekultur – Die Unterschiede fallen auf
Noch etwas benommen vom „Umzug“ bin ich das erste Mal in unseren Bio-Supermarkt einkaufen gegangen. Riesig habe ich mich auf die regionalen Bio-Produkte gefreut, in Finnland hatte ich mangels gutem Angebot und wegen zu hoher Preise unsere Ernährung mit Bio aufgegeben. Ich wurde hier von eine Verkäuferin so freundlich empfangen, das es mich sehr gerührt hat. Auch der Smalltalk, den man in Deutschland fast überall einfach so auch mit fremden Leuten führen kann, ist mir wieder positiv aufgefallen. Ein kleines Pläuschchen bei den Orangen, einfach nett. Umso mehr hat mich dann der Besuch eines Drogerieladens in der Innenstadt schockiert, in dem ich bereits VOR Ladenschluss von einer aufgeregten Angestellten sehr vehement und nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht wurde, dass der Laden gleich schließt und ich jetzt bloß keinen Fotobestellvorgang oder ähnliches mehr beginnen dürfte…. Huh.. das ist in Finnland aber ganz anders! Dort haben die Ladentüren bis Punkt offen, der Kunde kann bis dahin rein und einkaufen bis er fertig ist. Durchsagen machen darauf aufmerksam, dass der Laden schließt, aber man kann in Ruhe fertig machen und hört nicht schon ne halbe Stunde vor Ladenschluss das Münzenklappern, wenn die ersten Kassen schließen und schon rechtzeitig ihr Geld zählen. Auch der aus Finnland mir gewohnte Blickkontakt und Begrüßung z.B. an der Supermarktkasse habe ich in Deutschland wieder vermisst. Auch wenn sich in Deutschland in den vergangenen Jahre in dem Bereich viel getan hat, spürt man allzu oft den Frust der Verkäuferinnen und hört noch immer mal den Spruch, dass sie doch auch mal Feierabend haben wollen. In Finnland undenkbar.
Das Wetter
Spannend finde ich auch das Thema Wetter. Für uns war es noch nie von besonderer Bedeutung, wir sind schon immer bei Wind und Wetter mit den Kindern draußen gewesen und Regen, Schneematsche und dunkle Wintermonate haben unser Gemüt noch nie sonderlich belastet. Für viele Menschen spielt das Wetter aber eine große Rolle. So wurden wir auch vor unserer Abreise gewarnt, wir sollten uns auf einen schrecklich verregneten und grauen Herbst in Finnland gefasst machen, nur um so eine realistische Vorstellung zu bekommen. Naja, wir hatten zugegebenermaßen vielleicht etwas Glück mit dem wunderschönen Spätsommer und Herbst dieses Jahr in Finnland gehabt. Dadurch hat es noch mehr Spaß gemacht Ausflüge und andere Unternehmungen zu machen. Ich behaupte aber, dass auch ein regenreicherer Herbst uns nicht die Stimmung vermiest hätte und wir genauso positiv Finnland erlebt hätten.
Außerdem haben wir nach unserer Rückkehr bereits sehr trübe und regnerische Tage hier in Deutschland gehabt, an denen die Sonne kaum aufzugehen schien. Die Temperaturen sind sogar in Deutschland kühler gewesen als in Helsinki, der erste Schnee gleichzeitig wie in Südfinnland…Also so groß sind die Unterschiede dann auch nicht;)