Aufgrund von Plänen der finnischen Regierung, die Zuschläge von Angestellten im öffentlichen Dienst für Sonn- und Feiertage, Urlaubsgeld usw. zu kürzen, hatten die großen Gewerkschaften heute zu einem landesweiten Streik und großen Kundgebungen in Helsinki und anderen Städten aufgerufen. Besonders die Bestreikung des öffentlichen Nahverkehrs sollte das ganze Land lahmlegen. Ca. 30 000 aus dem ganzen Land angereiste Demonstranten versammelten sich in Helsinki, um ihren Unmut zu zeigen.
Bereits am Morgen – wir waren rechtzeitig mit dem Auto unterwegs – waren wir überrascht, dass es gar keinen Stau gab, ganz im Gegenteil, es war sogar ruhiger als sonst. Viele hatten heute einen Home-Office Tag eingeplant oder Fahrgemeinschaften organisiert. Auf den Radwegen war auch mehr los als sonst. Das große Verkehrschaos und ein Generalstreik blieben also aus. Dafür hat es wettermäßig gestürmt, geblitzt und geregnet, irgendwie passend zu der aktuellen Situation im Lande.
Die Wirtschaft hier läuft es nicht gut, während andere Länder, wie z.B. Deutschland boomen, wächst hier die Arbeitslosigkeit, die Staatsverschuldung und der allgemeine Unmut. Dazu noch die Flüchtlingskrise, die auch langsam aber sicher Finnland erreicht. Die Menschen kommen im Norden über Schweden nach Finnland, und die Einheimischen hier sind auch angesichts der massiven eignen Probleme nicht begeistert, um es vorsichtig auszudrücken. Die Lage ist schwierig, denn den Finnen stehen noch große wirtschaftliche Einschnitte und gesellschaftliche Veränderungen bevor, und das ist ihnen bewusst. Dieser Umbruch führt auch zu Unsicherheit und Angst und leider auch zum Verfall der guten Umgangsformen und Kommunikationskultur, wie man ihn ja auch in Deutschland in den sozialen Medien beobachten kann.
Die Menschen hier sind, wie auch in früheren Krisen, zwar bereit mit anzupacken und ihren Beitrag zu leisten, momentan aber noch völlig uneins, wie eine gerechte Lastenverteilung aussehen könnte und was die Maßnahmen sind, die das Land, insbesondere den Export wieder in Schwung bringen.